Blutige Bildung: Wie ein Mönch Deutschland zur Macht schleifte

Wir haben dieses Feuer nicht entfacht,
Es brennt seit die Welt sich dreht,
Wir haben das Feuer nicht gemacht,
Aber wir haben versucht, es auszupissen,
wir habens versucht, es hat nicht geklappt.

Ich sehe ihn vor mir, diesen abtrünnigen Mönch, 1524, Augen wie glühende Kohlen, die Tinte tropft wie Blut aufs Pergament, und er brüllt: „Schulen für alle! JEDER muss lesen!“ Jungen, Mädchen, Bauern, Bastarde, Priester, j.e.d.e.r! Kein Komfort, kein Zucker in den Hintern, nur Pflicht. Die Bibel wird zur Knarre, Bildung zum Krieg.

Die Dorfschulen sprießen wie Pilze aus dem nassen Dreck. Europa stolpert in die Aufklärung, besoffen von Ideen, Philosophie und Wahnsinn, so als hätten sie alle LSD genommen und die Wahrheit erkannt. Bildung wird zur Explosion, zum Motor, Sprengstoff. Ohne diesen Irrsinn gäbs keine Ingenieure, keine Fabriken, kein Deutsches Reich. Eisenbahnschienen wie Adern, Banken pumpen Kohle ins Herz der Nation, der Zollverein knirscht wie ein Knochen im Maul der Geschichte.

Dann kommen die Kriege, die Idiotie, der Hitler, 1914 bis 1945: die Moral liegt im Koma, Städte brennen, Menschen schreien. Aber die Saat des Mönchs bleibt. Nach 1945 gabs Trümmer, Staub und Blut auf den Straßen. Roosevelt lächelt von weit weg, wir stampfen den Morgenthau-Plan in den Dreck und bauen aus den Scherben das Wirtschaftswunder und die soziale Marktwirtschaft. Westdeutschland beginnt, Ostdeutschland kommt später, in 1990: vereintes Deutschland, Demokratie, Innovation, Moral … zumindest theoretisch.

Und trotzdem, wenn du genau hinsiehst, beginnt alles mit einem Mönch, der einen Federkiel in die Hand nimmt, eine Forderung schreit und die Welt in Brand setzt. Vier Jahrhunderte später: Bücher rauchen, Schulen atmen, Ingenieure fluchen, Maschinen singen. Deutschland ist nicht perfekt, aber lebendig, wild und entwickelt. Alles aus Blut, Tinte und Wahnsinn. Und alles begann mit einem Mann, der das Lesen zur Waffe machte.