Alle paar Monate stolpert irgendwo ein Demografie-Guru über die eigene Statistik und ruft: „Der Deutsche stirbt aus!“ Klingt dramatisch, verkauft sich gut, und beruhigt jene, die sich gerne vor etwas fürchten, das sie selbst nicht ganz definieren können.
Aber der Deutsche stirbt nicht aus. Nicht rechnerisch, nicht symbolisch, nicht kulturell. Denn Deutschsein ist kein biologischer Zustand, sondern ein soziales Betriebssystem: Es läuft auf jedem, der Deutsch denkt, spricht, dichtet, streitet, oder über Heizkosten flucht.
Selbst wenn Deutschland morgen politisch in lauter kleine Regionen zerfiele — irgendwo würde jemand noch Rilke zitieren, Sauerteig ansetzen, Goethe für überschätzt halten und im Stau über die Baustellenverwaltung fluchen.
Das ist Deutschsein im Dauerbetrieb.
„Der Deutsche stirbt aus“ ist also keine Frage, sondern ein Trick. Eine rhetorische Software, die Angst als Argument tarnt. Sie rechnet mit Menschen, als wären sie Hasen im Zuchtprogramm. Dabei ist der Pass längst das, was zählt. Und wer einen deutschen Pass hat, ist Deutscher. Punkt.
Und selbst wenn — welchen Deutschen meinst du eigentlich? Ich kenne mehrere. Und was ist mit den Frauen?