„Der Staat ist ein hinterfotziges Arschloch!“ So röhrt es aus den digitalen Sümpfen, wo Empörung die Ersatzreligion und Halbwissen die Bibel ist. Die Wut dampft wie abgestandenes Dosenbier. Der Bürger, das Opfer. Der Staat, der Täter. Und irgendwo dazwischen: der Algorithmus, der applaudiert.
Aber mal ehrlich: Wenn der Staat ein Arschloch wäre, wäre er das höflichste Arschloch der Welt. Er schickt dir vorher noch ein Formular, drei Mahnungen und eine Fristverlängerung. Der Staat will nicht vergewaltigen, er will verstanden werden. Nur leider spricht er ein Dialekt namens Amtsdeutsch. Und der klingt für viele wie ein Übergriff auf die Seele.
Ja, der Staat ist schwerfällig, manchmal blind, gelegentlich absurd. Er trägt seine Moral wie einen schlecht gebügelten Anzug und riecht nach kaltem Kaffee aus dem Sozialamt. Aber er ist kein Sadist. Eher ein überforderter Sozialpädagoge, der versucht, Ordnung in eine Horde selbsternannter Freiheitskämpfer zu bringen, die ihre Steuererklärung für ein Attentat auf die Freiheit halten.
Und dieses „Er verhindert juristische Zeugen!“ … das klingt nach Western-Romantik mit Faxgerät. Zeugen? Der Rechtsstaat liebt Zeugen, aber bitte mit Aktenzeichen. Was er nicht liebt: Leute, die ihre Wut bei Telegram in Großbuchstaben gießen und glauben, Empörung sei ein Beweismittel.
Der Staat ist kein hinterfotziges Arschloch. Er ist Kafka im Amtsdeutschmodus. Verwirrend, bürokratisch, manchmal unerträglich. Aber immerhin kein Diktator mit Dosenbieratem. Und das, in Zeiten wie diesen, ist schon fast revolutionär.