• Es war einmal eine Zeit, da fraß man die Weisheit mit dem Löffel. Langsam, genüsslich, mit einem Hauch von Demut. Heute? Heute kippen wir uns das Zeug eimerweise rein. Podcasts beim Zähneputzen, Philosophie-Tweets beim Pinkeln, und wenn noch Platz ist, ein bisschen Neurobiologie zum Einschlafen. Wir sind die Generation „All-you-can-think“. Immer hungrig nach Tiefe, aber…

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  • Die Geschichte der Technik ist eine Geschichte der Doppelzüngigkeit. Jede Revolution hatte zwei Gesichter: Rationalisierung und Expansion. Das Rad beschleunigte den Handel, die Dampfmaschine befeuerte Fabriken, das Fließband machte Menschen zu Zahnrädern. Und jetzt kommt die KI, die Maschine, die denken kann, ohne zu schwitzen. Aber das Prinzip bleibt dasselbe: Technik darf nur zerstören, wenn…

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  • Du stehst im Supermarkt, umzingelt von gesundem Schein. „Light“, „fit“, „Bio“, „vegan“. Das klingt nach Yoga auf der Zunge, ist aber oft Junkfood im Tarnanzug. Da lacht die Marketingabteilung, während dein Blutzucker Achterbahn fährt. Der „Bio-Snack“ mit 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm ist kein Heilmittel, sondern eine Wellnesslüge im grünen Kleid. Die Ampel, also…

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  • Ethik, Baby. Die große menschliche Erfindung, bei der wir so tun, als wären wir mehr als haarlose Affen mit einem Hang zu Kaffee und Katastrophen.Aber schau mal genauer hin: Auch die Tiere haben ihre kleinen Gesetze. Als Schimpanse lernst du schnell, dass Teilen nicht nur nett, sondern überlebenswichtig ist. Teilst du dein Futter nicht, gibts…

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  • Bis vor einem Jahr ging ich immer ans Telefon. Immer. Jede unbekannte Nummer war ein kleines Abenteuer, vielleicht ein Job, vielleicht ein alter Freund, vielleicht die Liebe oder wenigstens jemand, der sich verwählt hatte und mich für einen Moment in ein anderes Leben riss. Dann kam die neue Zeit: Roboter, die atmen wie Menschen. Callcenter…

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  • Wir haben dieses Feuer nicht entfacht,Es brennt seit die Welt sich dreht,Wir haben das Feuer nicht gemacht,Aber wir haben versucht, es auszupissen, wir habens versucht, es hat nicht geklappt. Ich sehe ihn vor mir, diesen abtrünnigen Mönch, 1524, Augen wie glühende Kohlen, die Tinte tropft wie Blut aufs Pergament, und er brüllt: „Schulen für alle!…

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  • Früher wollte ich alles wissen. Alles. Ich hab Bücher gefressen, Stimmen inhaliert, Zeichen dekodiert, als wär die Welt ein riesiges Buffet aus Antworten, und ich der hungrigste Bastard unter der Sonne. Ich sog Wissen wie eine vertrocknete Wüste, die endlich Regen riecht. Aber irgendwann drehte sich der Spieß um. Das Wasser kam von innen. Nicht…

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  • 4,27 Kilo.Das ist keine Zahl, das ist ein Schlag ins Gesicht. So viel Essen fliegt jeden verdammten Tag in die Mülltonnen dieser fetten Zivilisation. Für jeden einzelnen Hungernden auf diesem Planeten. Nicht zusammengezählt, nicht symbolisch, nicht „statistisch“, sondern pro Hungerkopf, und pro Tag. Wir könnten den Welthunger zweimal beenden. Aber wir tuns nicht. Wir schieben…

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  • Wenn es unendlich viele Versionen von dir gibt … wer bist du dann? Und was entscheidet, dass du genau hier existierst? Eine Reise zwischen Quantenphysik, Identität und kosmischer Ironie. 1. Der Gedanke Ich existiere wahrscheinlich nicht einmal. Jedenfalls nicht einmal. Vielleicht bin ich jetzt gerade in hundert Universen wach. In einem schreibe ich diesen Satz,…

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  • Meine Tochter ist Anästhesistin.Das klingt nach Routine, nach weißem Kittel und Protokoll.Ist es aber nicht.Sie hält Menschen in Schwebe. Nicht wach, nicht tot, sondern perfekt dosiert offline. „Ich sorge dafür, dass alle entspannt bleiben“, sagt sie.„Der Patient, das Team, und manchmal auch der Operateur.“Ich hab gelacht.Sie nicht. Ihr Arbeitsplatz riecht nach Desinfektionsmittel und Schicksal.Monitore piepen…

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  • Richtiges Lesen, sagen sie, hängt von der Schriftart ab. Ach was. Es hängt davon ab, ob du noch klar im Kopf bist, wenn du das nächste Manifest auf deinem Smartphone liest, während du in der S-Bahn zwischen zwei Influencern eingeklemmt bist, die „Authentizität“ in Großbuchstaben schreien. Schriftarten! Diese kleine Bürgerkriege der Typografen. Auf Papier tragen…

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  • „Der Staat ist ein hinterfotziges Arschloch!“ So röhrt es aus den digitalen Sümpfen, wo Empörung die Ersatzreligion und Halbwissen die Bibel ist. Die Wut dampft wie abgestandenes Dosenbier. Der Bürger, das Opfer. Der Staat, der Täter. Und irgendwo dazwischen: der Algorithmus, der applaudiert. Aber mal ehrlich: Wenn der Staat ein Arschloch wäre, wäre er das…

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  • Alle paar Monate stolpert irgendwo ein Demografie-Guru über die eigene Statistik und ruft: „Der Deutsche stirbt aus!“ Klingt dramatisch, verkauft sich gut, und beruhigt jene, die sich gerne vor etwas fürchten, das sie selbst nicht ganz definieren können. Aber der Deutsche stirbt nicht aus. Nicht rechnerisch, nicht symbolisch, nicht kulturell. Denn Deutschsein ist kein biologischer…

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  • Vom weisen Forscher bis zur greisen Pflegerin mit Herz: Wie unsere Gesundheitshelden gemeinsam an einer neuen Kultur des Heilens bauen. Deutschland ist besser gelaunt, als man denkt. Zumindest in Weiß.In den Laboren tüftelt der Weise, wissbegierig und ruhig,während der Fürsorger auf Station die Hand hält, die Hoffnung braucht.Der Herrscher sorgt für Ordnung im Chaos der…

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  • Stell dir vor, du bretterst mit 200 über die Autobahn, Nebel, Scheibenwischer im Vivace Tempo. Links Heidegger im Porsche, rechts Merkel im VW-Bus mit einem Kant Briefkasten auf der Rückbank. Und vorne im Radio: Rammstein covert den Erlkönig. Das ist deutsche Kultur. Der Ingenieur berechnet den Sonnenuntergang, der Dichter schreibt darüber, und beide beschweren sich…

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  • I. 1974 – DER KIOSKMANN UND SEIN EVANGELIUM September. Fünfte Klasse. Erste Schulwoche Gymnasium. Der Schreibwarenhändler … grauer Kittel, Nikotinfinger, im Nebenberuf Boxtrainer, Gesicht wie altes Butterbrotpapier … gab mir einen Tipp fürs Leben: „Lies jeden Tag die Bild – und pass auf, dass du nicht sitzen bleibst. Dann haste dein Abi, Junge.“ Ich las…

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  • Mit Habeck verbindet mich der Zivildienst. Und die Kinder. Er schrieb Kinderbücher, ich machte für die Stiftung Lesen eine TV-Zeitschrift für Kinder. Zwei Typen mit Restidealismus im Blut und Schreibmaschine im Kopf. Außerdem ändere ich meine Meinung, wenn ich merke, dass sie offensichtlich falsch war. Das passiert manchmal, aber nicht ständig. Erst falsch gedacht, dann…

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  • Menschen sind keine Analysemaschinen. Nie gewesen. Vergiss Commander Spock mit seiner hochgezogenen Augenbraue und dem ewigen „Das ist unlogisch, Captain“. Wir sind keine Vulkanier. Wir sind Rudeltiere mit WLAN. Wir riechen Vertrauen, wir fühlen Zugehörigkeit, wir klicken „Teilen“. Das ist unsere wahre Religion: emotionale Effizienz. Denn denken – echtes, mühsames, schwitzendes Denken – ist wie…

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  • SCHMAROTZER? VON WEGEN. Ich komme aus einem 500-Seelen-Kosmos, irgendwo zwischen Stallgeruch und Schweinebratenhimmel. 1960er, 70er Jahre. Damals gabs Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe, und ein paar Männer, die einfach nicht funktionierten im System. Einer soff. Einer konnte keine Chefs ab. Einer wollte einfach nicht um sechs aufstehen, um sich von irgendwem anbrüllen zu lassen. Und weißt du was?…

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  • DIE FRAGE Irgendwann, zwischen zu viel Kaffee und zu wenig Schlaf, stellt mir jemand diese bildungsbürgerlich versiffte Frage: „Woran erkennt man den Bildungsstand einer Person?“ Und ich denke: Mein Gott. Schon wieder jemand, der glaubt, man könne Bildung wie Fieber messen.36,8 Grad = Abitur.37,2 Grad = Bachelor.Ab 39 Grad = geistige Elite, aber nur, wenn…

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  • Wahrheit und Gerechtigkeit sind zwei verdammte Wörter, die nach Schulaufsatz riechen und trotzdem schärfer schneiden als jede Klinge im Werkzeugkasten der Macht. Der Staat? Eine Maschine. Schön lackiert, geölt mit Paragrafen und Sonntagsreden. Aber wehe, du kratzt an der Fassade, dann tropft Blut aus den Zahnrädern. Ein demokratischer Staat braucht keine braven Steuerzahler mit Mundgeruch…

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  • Ich war ein stiller Junkie, bevor ich wusste, dass man süchtig sein kann. Meine Droge: Buchstaben. Ich schob einen Küchentisch ans Wohnzimmerfenster, legte ein Buch auf die Fensterbank, setzte mich drauf und verschwand. Blyton, Lindgren, Defoe, Cooper, London, Karl verdammter May. Alle meine Dealer standen im Regal. Mein Vater sagte einmal: „Wenn das Haus zusammenstürzen…

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  • Ein dünnes Buch. 160 Seiten. Kaum genug Papier, um eine Zigarette drauf zu drehen. Aber was Alfred Andersch 1957 mit „Sansibar oder der letzte Grund“ rausgehauen hat, war kein Roman im bürgerlichen Sinne. Kein Bildungsroman, keine fein geschliffene Prosa fürs Parkett. Das Ding ist ein Sprengsatz … eine kleine, stoische Anleitung zum Freiwerden in einer…

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  • Mathias Döpfner, der Oberboss des Springer Konzerns, will die Medienwelt retten. Oder zerschießen, je nachdem, aus welchem Fenster du schaust. Der Mann sitzt oben auf dem Axel-Springer-Turm, über den Dächern von Berlin, und denkt an Individualisierung. Er nennt es Zukunft. Ich nenne es Informationskokain. Döpfner will, dass jede Nachricht so schmeckt, wie du sie magst.…

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  • Ich wollte wissen, was passiert, wenn man Rilke der Maschine opfert. Also warf ich ihn ihr zum Fraß vor. Kein Name, kein Kontext, sondern nur diese Verse: Aber als hätte die Last der Fruchtgehängeund der Verfall der Säulen und Bogengängeund der Abgesang der Gesängesie beschwert,hat die Jungfrau sich in anderen Stunden,wie von Größerem noch unentbunden,kommenden…

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