Bildung
Bildung. Das große heilige Wort, das nach Kreide, Schweiß und Mittelmaß riecht. Alle reden davon, keiner weiß genau, was es ist. Politiker benutzen es wie Weihwasser – zum Segnen ihrer Wahlprogramme. Eltern flüstern es abends wie ein Gebet über den Hausaufgaben ihrer Kinder. Und irgendwo zwischen Lehrplan, Lernplattform und Leistungsnachweis verdampft das, worum’s eigentlich gehen sollte: Erkenntnis.
Bildung ist kein Stundenplan. Bildung ist ein Kampf. Ein Überlebenskurs im Minenfeld der Meinungen, wo jeder Influencer zum Lehrer und jeder Algorithmus zur Schulbehörde wird. Früher hieß es: Wissen ist Macht. Heute heißt es: Wer das laut googelt, bekommt Werbung für Online-Kurse in „Mindset-Optimierung“.
In den Klassenzimmern sitzen Kinder mit Tablets, die schlauer sind als ihre Lehrer. In den Talkshows dozieren Experten, die längst vergessen haben, was Zweifel ist. Und in den sozialen Medien bilden sich Millionen Menschen weiter – an Memes, Halbwissen und Wut.
Bildung müsste dich wachrütteln, nicht lullend zertifizieren.
Sie müsste dich aus dem Stuhl reißen, nicht in Zoom-Seminaren einschläfern.
Echte Bildung kratzt, brennt, macht dich unbequem.
Wenn du also hier bist, um deine Komfortzone zu polieren – falsche Kategorie.
Aber wenn du wissen willst, warum der Unterricht längst auf dem Schlachtfeld der Information angekommen ist, dann schnall dich an.
Willkommen im Klassenzimmer der Wirklichkeit.
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