Demokratie
Demokratie. Das schöne Wort mit dem Beigeschmack von abgestandenem Kaffee und Wahlplakaten, die schon am Tag nach der Wahl im Regen hängen. Alle loben sie, keiner traut ihr mehr so richtig. Die einen wollen sie retten, die anderen „zurückholen“, und wieder andere haben sie längst durch ein Meme ersetzt.
Demokratie ist kein System. Sie ist ein Muskel – und wir haben aufgehört, ihn zu benutzen. Statt Debatte: Kommentarspalten. Statt Haltung: Hashtags. Statt Politik: Performance. Wir wählen nicht mehr Parteien, wir wählen Stimmungen – wie Musik auf Spotify. Heute liberal, morgen autoritär, Hauptsache mit Bass.
Die Demokratie stirbt nicht an Panzern. Sie stirbt an Bequemlichkeit, an dem Gefühl, dass „die da oben“ schon machen werden. Sie stirbt an Influencern, die mehr Vertrauen genießen als Parlamente. An Talkshows, die Streit simulieren. An Bürgern, die lieber scrollen als wählen.
Aber manchmal, ganz selten, flackert sie noch auf – in einer Demo, in einem Satz, in einem Blick, der sagt: „Moment mal.“ Dann spürt man sie wieder, diese wilde, ungezähmte Idee, dass das Volk selbst denkt, spricht, entscheidet. Kein Algorithmus, kein Führer, kein Gott – nur wir.
Demokratie ist Chaos mit Moral.
Ein ewiges Ringen zwischen Freiheit und Verantwortung.
Zwischen Wahrheit und Trend.
Zwischen dem Mut, laut zu denken – und der Angst, gecancelt zu werden.
Wenn du hier bist, um Antworten zu finden, bist du falsch.
Aber wenn du wissen willst, wie sich Demokratie anfühlt, wenn sie schwitzt, taumelt und sich wieder fängt –
dann lies weiter.
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„Der Staat ist ein hinterfotziges Arschloch!“ So röhrt es aus den digitalen Sümpfen, wo Empörung die Ersatzreligion und Halbwissen die Bibel ist. Die Wut dampft wie abgestandenes Dosenbier. Der Bürger, das Opfer. Der Staat, der Täter. Und irgendwo dazwischen: der Algorithmus, der applaudiert. Aber mal ehrlich: Wenn der Staat ein Arschloch wäre, wäre er das…
Der Lesende Klosterschüler oder: Wie ein Stück Holz die Freiheit rettete
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2 Minuten Lesezeit
Ein dünnes Buch. 160 Seiten. Kaum genug Papier, um eine Zigarette drauf zu drehen. Aber was Alfred Andersch 1957 mit „Sansibar oder der letzte Grund“ rausgehauen hat, war kein Roman im bürgerlichen Sinne. Kein Bildungsroman, keine fein geschliffene Prosa fürs Parkett. Das Ding ist ein Sprengsatz … eine kleine, stoische Anleitung zum Freiwerden in einer…