Vom Wissensrausch zum Wortrausch

Früher wollte ich alles wissen. Alles. Ich hab Bücher gefressen, Stimmen inhaliert, Zeichen dekodiert, als wär die Welt ein riesiges Buffet aus Antworten, und ich der hungrigste Bastard unter der Sonne. Ich sog Wissen wie eine vertrocknete Wüste, die endlich Regen riecht.

Aber irgendwann drehte sich der Spieß um. Das Wasser kam von innen. Nicht plötzlich, nicht magisch. Eher wie ein tropfender Hahn mitten in der Nacht, bis du merkst, dass du selbst die Quelle bist.

Heute such ich weniger. Nicht, weil ich erleuchtet wäre, sondern weil ich satt bin vom ewigen Außenblick. Die Fragen der anderen erkenne ich wieder. Sie klingen nach mir, damals, bevor ich merkte, dass Antworten selten schmecken, wenn man sie nicht selbst gekocht hat.

Das Leben hat mir keine Lehrstunde gegeben. Es hat mich durch den Dreck gezogen, bis mir klar wurde, dass der Dreck Teil der Lektion ist. Und jedes Wort, das ich jetzt schreibe, ist kein Zitat aus irgendeinem verdammten Ratgeber, sondern ein Tropfen aus diesem eigenen, schmutzig-schönen Brunnen.

Ich nenne es Inspiration. Aber das ist nur das Etikett. Eigentlich ist es Überdruck. Und Schreiben ist das Ventil.